Timo Vortisch gewinnt Jurypreis bei Baunetz Campus Masters!

Bei der Januar/Februar-Auswahl hat Timo Vortisch mit seiner Masterthesis Krematorium Rom aus  dem Sommersemester 2019 den Anerkennungspreis der Jury erhalten. Dazu gratuliert das IEX-Team aufs Herzlichste!

Ziel des Entwurfes ist die Neustrukturierung des Friedhofareals Campo Verano in Rom mithilfe architektonischer und vegetativer Eingriffe. Auf diese Weise kann die Bestattung und das Gedenken innerhalb wieder zugänglich gemacht werden und der Friedhof wird Teil des Stadtraumes.

Die kulturellen Veränderungen im bürgerlichen Industriezeitalter revolutionierten das Bestattungswesen, hin zu einem effizienten und funktionaleren Umgang mit dem Tod. Diese wurden in der katholisch geprägten Stadt Rom über Jahrhunderte abgeblockt werden. Die Kehrseite zeigt sich allerdings immer mehr auf größten Friedhof der Stadt, dem Campo Verano, welcher vor ca. 200 Jahren außerhalb der Stadt angelegt wurde. Mit dem Wachsen Roms wurde er wieder Teil der Stadt und ist seit den 70er Jahren komplett überfüllt. Die Folgen sind ein nahezu komplett versiegeltes Gelände, mehrgeschossige Grabstätten, kurze Grabzeiten und hunderte Särge, die in Kühlkammern unter der Stadt gelagert werden, bis ein Platz frei wird. Diese Insel in der Stadt bietet nur noch wenig Platz zum Trauern.

Der Entwurf platziert sich mitten auf dem Campo Verano, in der Schnittstelle zwischen dem historischen Teil und der ersten von vielen Erweiterungen des Friedhofes. An dieser Stelle macht sich der Entwurf die Topographie zur Nutze, um den unterschiedlichen Funktionen angemessene Adressen zu geben. In diesem Zuge wird auch die prägnante Bestandsmauer Teil des Entwurfes und bildet einen Filter zwischen Gebäude und Friedhofsgelände. Hier zeigt sich das Krematorium seiner vollen Höhe und manifestiert seine Neuartigkeit im Einklang mit dem Historischen. Am obenliegenden Niveau nimmt sich das Krematorium durch seine niedrige Höhe zurück und bindet hier den historischen Teil des Friedhofes als Parklandschaft in seine öffentlichen Nutzungen mit ein. Diese Höhen lassen sich durch eine öffentliche Durchwegung des Entwurfes erschließen. Entlang dieses Weges zwischen den drei bestimmenden Volumina des Entwurfes erreicht man immer wieder Plateaus, die einem der Hauptkörper zugeordnet sind und einen sensiblen Einblick ermöglichen.

Vom Krematorium aus beginnt die Auflösung der alten Strukturen des Friedhofes: Friedwälder übernehmen nach und nach die Felder des Rasters, brechen den Boden auf und transformieren das Gebiet in eine Parklandschaft. Vier dieser Felder bilden jeweils eine Einheit, die durch eine Kapelle in gleicher Materialität und Erscheinung den Rückbezug auf das Krematorium manifestiert. Die Kapelle ist umringt von Pinien Bäumen, die schnell hochwachsen und mit ihrer Krone ein Dach ausbilden, während der Boden hauptsächlich frei bleibt. So können um den Stamm herum Urnen bestattet werden. Die Landschaft gleicht jedoch einem Stadtpark. Biologisch abbaubare Urnen garantieren, dass sich die Asche mit der Zeit mit dem Erdreich verbindet. Die Friedwälder bilden ein lebendiges Kolumbarium, das sich stetig selbst regeneriert und so allen Römern die Möglichkeit bietet hier einen Platz zu finden oder zu trauern.